Erste Impulse
In Deutschland wächst das Interesse am traditionellen Kobudō Okinawas. Dr. Georg Stiebler veröffentlicht erste Fachartikel und Übersetzungen, die Kobudō einer breiteren
Kampfsportöffentlichkeit bekannt machen. Seine Arbeiten stoßen Neugier und Nachfrage an.
Parallel beginnen Persönlichkeiten wie Willi Stapf und Heinrich Conrads, sich intensiver mit
den Waffenübungen zu befassen. Erste lose Trainingsgemeinschaften entstehen.
Mehr dazu
Gründung des Kobudo Kwai Deutschland in Unna-Billmerich (NRW)
15 engagierte Kampfsportler treffen sich zur Gründungsversammlung. Unter ihnen: Dr. Georg
Stiebler, Willi Stapf, Heinrich Conrads, Erich Hüggenberg und Gispert Krebs. Stiebler wird zum
ersten Präsidenten gewählt. Ziel des neuen Verbandes ist es, das historische Kobudō
Okinawas zu bewahren, zu pflegen und als lebendige Disziplin mit moderner Relevanz
weiterzugeben.
Aufbaujahre
Die ersten Dōjōs in Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und NRW schließen sich an. Kobudō wird
überwiegend in Karate-Vereinen integriert, gewinnt aber zunehmend Eigenständigkeit. Erste
regionale Lehrgänge finden statt, einheitliche Prüfungsprogramme werden vorbereitet.
Konsolidierung
Der KKD wächst zu einer bundesweiten Organisation. Jürgen Mayer (Lauf/Pegnitz)
übernimmt als Präsident, unterstützt von Ralf Rosenberger (Vize) und Andreas Poprawa
(Geschäftsführer). Trainer wie Rainer Seibert und Michael Rapp treten in den Vordergrund.
Der Verband gewinnt internationales Profil, erste Kontakte nach Okinawa entstehen.
Internationalisierung und Sommerlager
Die Mitgliederversammlung findet in Klatovy (Tschechien) statt. Deutsche, tschechische und
slowakische Vereine arbeiten zusammen. Internationale Sommerlager mit Karate- und
Kobudō-Schwerpunkten werden etabliert.
Stärkung der Struktur
Einführung verbindlicher Lehrgänge und Prüfungsprogramme für Bō, Sai, Tonfa und Hanbō.
Ausbau der Kontakte nach Okinawa, besonders zu Tamayose (Tesshinkan) und Oshiro
(Yamanni Ryū).
Einführung der Trainer-C-Lizenz Kobudō
Die erste bundesweite Ausbildungslizenz für Kobudō-Trainer wird geschaffen. Ein
Meilenstein, der den Unterricht professionalisiert und Standards setzt.
Erste Ehrungen für langjährige Mitglieder
Zahlreiche 10-Jahres-Jubilare (u. a. Roland Dorn, Egbert Gudlat, Klaus Oblinger, Frank Pelny,Michael Rapp, Ralf Rosenberger, Rainer Seibert) sowie viele 5-Jahres-Jubilare (u. a. Katharina
und Ralf Anneser) werden ausgezeichnet.
Weitere Jubiläen
Gerd Löber wird für 15 Jahre geehrt, Sven Seibert, Jan George und andere für 10 Jahre.
Lothar Josef Ratschke (1. KV Erfurt) und viele weitere für 5 Jahre. Gleichzeitig nimmt die Zahl
der bundesweiten Lehrgänge zu.
Verbindliche Programme & Lehrgänge
Prüfungsprogramme für Bō, Sai und Tonfa werden offiziell verbindlich. Lehrgänge, Turniere
und Austauschveranstaltungen prägen das Verbandsleben.
Tod von Dr. Georg Stiebler
Der erste Präsident und geistige Vater des KKD verunglückt bei einem Hubschrauberabsturz.
Sein Tod reißt eine große Lücke, sein Vermächtnis bleibt.
Auszeichnungen für Verdienste
Frank Pelny und Sven Seibert erhalten die bronzene Ehrennadel. Rainer Seibert wird mit der
silbernen Ehrennadel und dem 7. Dan im Gendai Goshin Kobujutsu geehrt.
30 Jahre KKD
Der Verband feiert sein 30-jähriges Bestehen. Eine Phase der Rückbesinnung „auf den
wahren KKD“ beginnt.
Ausbau unter Rainer Seibert
Rainer Seibert prägt den Verband organisatorisch und inhaltlich. Sommerlager, Bundes- und
Landeslehrgänge, Reisen nach Okinawa und enge Zusammenarbeit mit Tesshinkan und
Yamanni Ryū festigen den KKD. Prüfungsprogramme werden erweitert, Dan-Prüfungen
konsolidiert.
Weitere Ehrungen
Im Rahmen des Sommerlagers 2016 werden erneut verdiente Mitglieder ausgezeichnet.
Gemeinschaft und Anerkennung prägen das Bild.
Pandemiezeit
Die Corona-Pandemie bremst Lehrgänge und Prüfungen. Der Verband hält mit digitalen
Formaten, kleineren Gruppen und Zusammenhalt durch.
Tod von Rainer Seibert
Der langjährige Vorsitzende verstirbt. Der Verband verliert seine prägende Persönlichkeit,
trauert und bereitet den Übergang in eine neue Struktur vor.
Tod von Rainer Seibert
Die Mitgliederversammlung verabschiedet eine neue Satzung und Ordnungen. Sven Seibert
wird Vorsitzender, Karsten Matzdorf stellvertretender Vorsitzender, Stefan Lünse Geschäftsführer. Einführung eines erweiterten Vorstands, klare Rolle der Stilrichtungsreferenten.
Aufbruch in eine neue Ära
Der KKD präsentiert sich demokratisch breiter aufgestellt, mit klaren Verantwortlichkeiten
und einer gestärkten Lehr- und Prüfungsarbeit. Die Verbindung von Tradition und Moderne
prägt die Zukunft.
Die Vorboten (1979 – 1981)
Wenn man die Geschichte des Kobudo Kwai Deutschland e. V. erzählen will, darf man nicht erst mit der offiziellen Gründung beginnen. Die entscheidenden Impulse, die zu dieser Gründung führten, entstanden schon einige Jahre vorher, am Ende der 1970er-Jahre. Es war eine Zeit, in der das Karate in Deutschland längst etabliert war. Dojos existierten in allen großen Städten, Prüfungen folgten klaren Linien, Wettkämpfe hatten ihre eigenen Stars hervorgebracht. Und doch spürten viele Übende, dass etwas fehlte.
Denn wer sich tiefer mit den Katas beschäftigte, stellte fest: Zahlreiche Bewegungen ließen sich im waffenlosen Kontext nur schwer erklären. Warum blockt man mit beiden Armen gleichzeitig? Wozu dienen Bewegungsfolgen, die aussehen, als wolle man etwas greifen, drehen oder mit Kraft halten? Warum wirken manche Abläufe ohne Gegenstand in der Hand fast unnatürlich?
Diese Fragen führten unweigerlich zum Kobudō. Auf Okinawa war es seit Jahrhunderten selbstverständlich, dass Karate und Kobudō zwei Seiten derselben Medaille waren. Viele Katas ließen sich nur verstehen, wenn man wusste, dass bestimmte Bewegungen ursprünglich mit einem Bō oder Sai in der Hand ausgeführt wurden.
Doch in Deutschland wusste Ende der 1970er fast niemand etwas darüber. Literatur war kaum vorhanden, japanische Lehrer für Kobudō so gut wie unerreichbar. Hier kam ein Mann ins Spiel, der für die weitere Entwicklung entscheidend war: Dr. Georg Stiebler.
Stiebler war nicht nur ein leidenschaftlicher Karateka, sondern auch ein wissenschaftlich arbeitender Kopf. Er besaß die Fähigkeit, Dinge nicht nur auszuführen, sondern zu hinterfragen, zu analysieren und zu dokumentieren. Ab 1979 begann er, erste Artikel und Übersetzungen über das Kobudō zu veröffentlichen. Seine Texte erschienen in Fachzeitschriften und waren für viele die allererste Begegnung mit den Waffen Okinawas. Darin erklärte er die Herkunft des Bō, die Funktion der Sai, die Verwendung der Tonfa. Er machte Zusammenhänge sichtbar, die Karateka bislang verborgen geblieben waren.
Diese Artikel wurden in der Szene wie ein Geheimtipp weitergereicht. Wer sie las, verstand plötzlich: Das, was in der Kata unklar wirkt, ist im Kobudō logisch. Bewegungen bekamen einen Sinn, der weit über sportliche Technik hinausging. Stieblers Texte öffneten Türen – intellektuell und praktisch.
Parallel dazu begannen Praktiker wie Willi Stapf und Heinrich Conrads, diese Ideen in die Tat umzusetzen. Sie probierten in kleinen Trainingsgruppen aus, was Stiebler beschrieb. Mit dem, was an Literatur und Bildern zur Verfügung stand, stellten sie erste Übungsreihen zusammen. Die Treffen waren oft improvisiert, getragen vom Enthusiasmus der Beteiligten.
In diesen Jahren entstand eine kleine, aber wachsende Bewegung. Karateka, die tiefer verstehen wollten, suchten den Kontakt zu Stiebler und seinen Mitstreitern. Noch fehlte die Struktur, noch gab es keine gemeinsame Organisation. Aber die Idee war geboren: Kobudō verdient eine eigene Plattform in Deutschland.