Kama-Jutsu (鎌)

Geschichte und Herkunft der Kama


Die Kama ist eine der faszinierendsten Waffen im Kobudō, weil sie wie kaum ein anderes Gerät die Brücke zwischen alltäglicher Arbeit und Kampfkunst schlägt. Ursprünglich stammt die Kama aus der Landwirtschaft, wo sie als Sichel zum Schneiden von Reis oder Gras
verwendet wurde. Auf Okinawa wie auch in vielen anderen Regionen Asiens war sie ein unverzichtbares Werkzeug für den Alltag.

Aus der Notwendigkeit, sich im Falle von Angriffen auch mit den verfügbaren Geräten verteidigen zu können, entwickelte sich die Kama im Laufe der Zeit zu einer vollwertigen Waffe des Kobudō. Die charakteristische Form mit dem kurzen Griff und der gebogenen
Klinge erlaubte sowohl schnelle Schneidbewegungen als auch blockierende Techniken, die gegen bewaffnete Gegner eingesetzt werden konnten.

Im Unterschied zu vielen anderen Waffen, die in der Kampfkunst ausschließlich ihre Bedeutung haben, ist die Kama auch heute noch ein Werkzeug des Alltags. Sie wird nach wie vor im Gartenbau und in der Landwirtschaft verwendet und ist in jedem Baumarkt in
verschiedenen Ausführungen erhältlich – von der kleinen Handsichel bis zur robusten Ausführung für schwerere Arbeiten. Dieser Umstand macht die Kama zu einer lebendigen Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Wer mit der Kama trainiert, übt nicht
nur mit einem Relikt aus alter Zeit, sondern mit einem Werkzeug, das Menschen nach wie vor tagtäglich benutzen. Diese Doppelrolle verleiht der Kama im Kobudō eine einzigartige Stellung: Sie ist sowohl eine Waffe mit langer Tradition als auch ein praktisches Arbeitsgerät, das bis in die Gegenwart unverzichtbar geblieben ist.


Im Training des KKD nimmt die Kama einen besonderen Platz ein, weil sie hohe Konzentration und Verantwortungsbewusstsein erfordert. Anders als stumpfe Übungswaffen wie der Bō oder die Tōnfa birgt die Kama – selbst in ihrer stumpfen Form – das Risiko von Schnitt- oder Stichverletzungen. Deshalb wird im Verband ausschließlich mit speziell angepassten, ungefährlicheren Übungsvarianten trainiert, die den Ernst der Technik spürbar machen, ohne unnötige Risiken einzugehen. Die Kata mit der Kama werden in der Regel mit zwei Waffen geübt, was ein hohes Maß an Koordination erfordert. Im Gendai Goshin Kobujutsu wird
besonderer Wert auf die gleichwertige Ausbildung beider Hände gelegt. Links und rechts laufen nicht spiegelbildlich, sondern ergänzen sich auf eigene Weise. Diese Dualität ist anspruchsvoll, macht aber den besonderen Reiz im Umgang mit der Kama aus.
Die Trainingsinhalte umfassen vor allem Schnitt- und Stoßtechniken sowie das Beherrschen klarer Grundhaltungen. Wichtig sind auch die sicheren Übergänge zwischen Angriffs- und Verteidigungsbewegungen, die durch das gleichzeitige Führen beider Kama noch komplexer werden. Die Schüler lernen früh, dass Präzision und Zurückhaltung wichtiger sind alsGeschwindigkeit. Gerade in Partnerübungen, bei denen die Kama im Kumite zum Einsatz kommt, ist höchste Achtsamkeit erforderlich. Denn auch wenn mit stumpfen Klingen trainiert wird, muss die Waffe stets so behandelt werden, als wäre sie scharf. Dieser Respekt ist ein
wesentlicher Teil der Ausbildung und trägt dazu bei, dass die Übenden nicht nur technische Fertigkeiten entwickeln, sondern auch innere Haltung und Verantwortungsbewusstsein.

Im KKD wird das Training an der Kama schrittweise aufgebaut, damit die Schüler die Komplexität dieser Waffe sicher meistern können. Zunächst stehen einfache Schlag- und Schnittbewegungen im Vordergrund, später folgen anspruchsvollere Kombinationen, Kata
und Anwendungen. Dabei wird besonderer Wert auf die Eigenständigkeit beider Hände gelegt, um ein gleichwertiges und kontrolliertes Arbeiten zu ermöglichen. Auf diese Weise
reift das Verständnis dafür, dass die Kama nicht nur ein Werkzeug oder eine Waffe ist, sondern ein Mittel, um die Prinzipien des Kobudō tiefer zu verstehen: die Verbindung von Alltag und Kampfkunst, die Verschmelzung von Nützlichkeit und Technik, die Verantwortung
gegenüber sich selbst und dem Trainingspartner.

Die Kama ist damit die wohl eindrucksvollste Verkörperung des Gedankens, dass Kobudō im Alltag verwurzelt bleibt. Sie erinnert daran, dass Kampfkunst aus dem Leben heraus entsteht, nicht außerhalb davon. Und sie zeigt, dass die Grenze zwischen Werkzeug und Waffe nicht in der Form des Geräts liegt, sondern in der Haltung dessen, der es führt.


Marco
Oliver
Weber

Marco (1. Dan Kobudō) leitet das Training mit der Kama. Mit Umsicht und Verantwortungsbewusstsein vermittelt er den Umgang mit dieser anspruchsvollen
Klingenwaffe.
„Die Kama lehrt Verantwortung – jede Technik verlangt volle Aufmerksamkeit.“

Graduierungen

1. Dan Gendai Goshin Kobu Jutsu
1. Dan Shogen-Ryu

Training im KKD


Im Kobudo Kwai Deutschland (KKD) wird die Kama als Doppelwaffe gelehrt und besitzt damit eine ähnliche Stellung wie die Tōnfa oder die Sai. Das bedeutet, dass Schüler von Beginn an lernen müssen, beide Hände gleichzeitig in unterschiedlichen Mustern einzusetzen. Während eine Kama blockiert oder den Gegner bindet, nutzt die andere die Gelegenheit zum Angriff.

Dieses duale Arbeiten macht die Kama zu einer der anspruchsvollsten Waffen im gesamten Prüfungsprogramm.

Ein zentraler Aspekt des Trainings ist die Sicherheit. Da die Kama eine Klingenwaffe ist, wird im KKD ausschließlich mit stumpfen Übungswaffen gearbeitet. Trotzdem wird die Waffe stets so behandelt, als wäre sie scharf. Dieser Grundsatz vermittelt den Schülern Respekt, Disziplin und ein hohes Maß an Verantwortung. Gerade bei Minderjährigen ist die Anleitung durch erfahrene Trainer unverzichtbar.


Das Prüfungsprogramm ist klar strukturiert und vermittelt den Schülern einen schrittweisen Zugang:

• Kama Shodan lehrt die Grundhaltungen, erste Schnitt- und Stoßtechniken.
• Kama Nidan erweitert die Basis um Rotationsbewegungen und das gezielte Einhaken
gegnerischer Waffen.
• Kama Sandan führt zu komplexen Kombinationen mit beidhändiger Führung.

• Fortgeschrittene Kata wie Kanegawa no Kama oder Tozan no Kama fordern den Übenden mit dynamischen Wechseln und hohen Präzisionsanforderungen.


Ein Schwerpunkt liegt auf den Schnitt- und Stoßtechniken. Anders als bei Stabwaffen müssen die Bewegungen der Kama exakt geführt werden, da ein Fehler sofort das Gleichgewicht oder die Kontrolle gefährden kann. Zudem wird im Partnertraining besonderer Wert auf
Zurückhaltung und Präzision gelegt. Die Kama erfordert nicht nur Technik, sondern auch eine geistige Reife, die über reines Bewegungstraining hinausgeht.

Im KKD ist die Kama auch ein Prüfstein für die persönliche Entwicklung. Sie zwingt Schüler dazu, verantwortungsvoll mit einer potenziell gefährlichen Waffe umzugehen. Dies schult nicht nur die Technik, sondern auch Haltung, Disziplin und Achtsamkeit. Gerade diese Kombination aus körperlicher und geistiger Herausforderung macht die Kama zu einer unverzichtbaren Waffe im Gendai Goshin Kobujutsu.

Darüber hinaus hat die Kama einen besonderen pädagogischen Wert. Sie lehrt, dass Kampfkunst nicht nur Stärke, sondern auch Zurückhaltung bedeutet. Wer die Kama trainiert, muss jederzeit das Gleichgewicht zwischen Angriff und Verteidigung, zwischen Kraft und Kontrolle wahren. Diese Haltung prägt das gesamte Budō und macht die Kama zu einer Waffe, die weit über den technischen Aspekt hinausweist.

Trainingsinhalte Kama


• Grundhaltungen und sichere Grifftechniken
• Schnitt- und Stoßtechniken mit der Klinge
• Blockieren und Einhaken gegnerischer Waffen
• Paariges Arbeiten (rechte und linke Hand mit unterschiedlichen Mustern)
• Kata ausschließlich mit zwei Kama
• Partnerübungen mit besonderem Fokus auf Sicherheit
• Kombinationen von Angriff, Abwehr und Kontertechniken
• Dynamische Richtungswechsel und Finten
• Kontrollierte Kumite-Übungen mit erhöhter Achtsamkeit
• Schulung von Präzision, Timing und Zurückhaltung

Warum Kama-Training wichtig ist

Das Training mit der Kama vermittelt nicht nur Technik, sondern auch Verantwortung. Wer
mit einer Klingenwaffe arbeitet, lernt Respekt, Achtsamkeit und Disziplin. Es schult die Fähigkeit, mit gefährlichen Werkzeugen sicher umzugehen, und entwickelt mentale Reife
sowie körperliche Kontrolle.

• Schult den verantwortungsvollen Umgang mit einer Klingenwaffe
• Fördert Präzision und Achtsamkeit
• Entwickelt beidhändige Koordination
• Erhöht Konzentration und mentale Reife
• Trainiert Finten, Haken und Entwaffnungen
• Verbindet bäuerliche Alltagsgeschichte mit Kampfkunst
• Fördert Sicherheitsbewusstsein im Partnertraining

Drei Fakten Kama

1.

Ursprünglich landwirtschaftliches Werkzeug zum Schneiden von Reis und Getreide

2.

Im Kobudō immer paarweise geführt (Doppelwaffe)

3.

Gefährlichste traditionelle Waffe im Gendai Goshin Kobujutsu, erfordert besondere
Achtsamkeit

Nach oben scrollen